Liebe Leser,
Traden lernen ist ein Vorhaben, das auf den ersten Blick einer beinahe unlösbaren Aufgabe gleich kommt. Sehr viele Möglichkeiten, noch viel mehr Lösungsansätze und dazwischen der Trader Neuling, der noch keine oder so gut wie keine Erfahrung mit dem kurzfristigen Börsenhandel gemacht hat. Wie fängt man an, woher nimmt man die Grundlagen, ohne sich zu verlaufen?
Nun können wir nur aus unserer eigenen Erfahrung berichten, wie man traden lernen kann. Und dabei müssen wir schon mehr als 20 Jahre zurückblicken. Denn wir begannen 2001 mit dem aktiven Traden – ohne zu wissen, dass Trading überhaupt existierte. Ein Widerspruch? Nein – denn wir handelten schon in den ersten Jahren manchmal sehr kurzfristig unsere Aktien. Doch das die Sache einen Namen hatte, nämlich Trading, dass wussten wir nicht.
Trading war für uns etwas, von dem wir dachten, den heiligen Gral gefunden zu haben. Endlich gab es eine Möglichkeit, rasche Börsengewinne zu erzielen. Rein und raus – und schon wuchsen die Profite. In der Theorie war das so, doch in der Praxis agierten wir ziemlich stümperhaft. Nicht nur, dass wir nicht wussten, dass Trading eben Trading war, sondern wir wussten auch nicht, dass man eine Strategie brauchte, um Erfolg zu haben.
Die Trading Strategie
Diese Einsicht entwickelte sich erst in den Monaten danach, nachdem wir die ersten herben Verluste verbuchen mussten. Eine Strategie musste also her, wir brauchten einen Plan. Und wo begaben wir uns auf die Suche? In der Buchhandlung um die Ecke. Und auf Amazon. Wir bestellten dort dutzende Tradingbücher und verschlangen sie alle.
Trading Bücher
Doch anstatt besser zu werden, wurde es mit den vielen Büchern immer schlimmer. Statt einen konkreten Plan zu entwickeln, kannten wir nun dutzende Pläne anderer Trader. Aber keiner davon schien bei uns zu funktionieren. Woran lag es? Waren wir zu dumm für das Trading?
Natürlich stieg unser Fachwissen mit dem Lesen. Wir wussten alles über die Märkte. Wir kannten alle Tickersymbole der US Aktien und alle Wertpapierkennnummern aus Deutschland. Wir wussten, wo der Dax schloss und wo er am nächsten Tag aufmachte. Aber wir hatten keine Ahnung, wie man erfolgreich traden konnte. Wie wir später noch lernen mussten, weil uns zwei Dinge fehlten.
Eine Strategie die funktioniert
Ja wir hatten dutzende Trading Strategien aus den Büchern (Internet gab es damals zwar schon, es war aber mit dem Netz von heute mit Social Media etc. nicht vergleichbar). Aber wir konnten das, was wir hatten, nicht verifizieren. Genauer gesagt: wir konnten es nicht prüfen.
Wir bekamen von den Trading Buch Autoren zwar viele Ratschläge, wann Trades zu eröffnen und zu schließen waren, aber was wir nicht wussten, war, ob das auch tatsächlich klappte. Ob man damit Geld verdienen konnte, denn die meisten Regeln, die vorgegeben wurden, waren schwammig. Sie waren unpräzise. Ob das mit Absicht geschah oder einfach aus Unwissen, das wissen wir nicht. Was wir wussten war jedenfalls, dass wir so nicht weiterkamen.
Die Psychologie
Das richtige Denken ist auch im Profi Trading ein entscheidender Faktor. Denn auch wenn sie eine Trading Strategie haben, die nachweislich funktioniert, bedeutet das nicht, dass sie mental dieser Strategie gewachsen sind.
Die Strategie könnte beispielsweise zu riskant sein – oder mehr im Trading Jargon gesprochen: sie könnte zu volatil sein. Sie sind diesen hohen Schwankungen vielleicht nicht gewachsen und daher können sie auch von dieser funktionierenden Strategie nicht profitieren.
Auch wenn es Bücher über Börsenpsychologie gibt (unser Head of Trading Thomas Vittner hat sogar selbst so ein Buch mit dem Titel „Börsenerfolg beginnt im Kopf“ geschrieben) sind wir der Ansicht, und Thomas pflichtet uns bei, dass man sein Denken mit dem Lesen solcher Bücher nicht optimieren kann. Richtig denken lernt man nicht durchs Lesen von Börsenbüchern, sondern in dem man lernt, richtig zu handeln.
Wie wir das meinen, besprechen wir nachfolgend.
Richtig traden lernen
Für uns ist richtiges, echtes, vernünftiges oder professionelles Traden ein und das selbe. Egal wie sie dazu sagen, bedeutet es, dass sie lernen, wie man Trading Systeme von der Pike auf entwickelt. Und zwar solche Trading Systeme, die funktionieren.
Dazu braucht man einerseits das Wissen, wie man das macht und andererseits die Tools, die das können. Ersteres kann man lernen zweiteres kann man kaufen.
Sie werden sicher einsehen, dass wir ihnen in diesem Artikel nicht zur Gänze werden beibringen können, wie man es lernt, Trading Systeme zu entwickeln. So sehr wir uns auch bemühen würden, wäre es dann kein Blog Artikel mehr sondern ein ganzes Trading Buch, wobei uns auch ein Buch als ungeeignetes Format erscheinen würde. Besser wäre ein Video Kurs oder ein Seminar, denn das Thema ist keineswegs trivial und mit zahlreichen Rück- und Verständnisfragen behaftet.
Wir wollen sie aber gerne weiter unterstützen, ein professioneller Trader zu werden, wenn sie sich für dieses Thema interessieren. Sie finden daher am Ende dieses Artikels einen Link in unseren Trading Blog, wo wir uns mit dem Thema Traden lernen noch intensiver beschäftigen. Aber machen wir zunächst hier weiter.
Kommen wir zu nun zum nächsten Aspekt, zu den Tools, die man dafür kaufen kann. Diese Tools nennt man Backtesting Programme oder Backtesting Software. Dazu existieren mehrere Lösungen und deshalb kann man keine pauschale Empfehlung aussprechen, welches Tool das Beste ist. Nachdem verschiedene Märkte und Handelsstile existieren, haben alle Programme vor und Nachteile und oder eignen sich einfach besser oder schlechter für eine bestimmte Asset Klasse beim Backtesten.
Gemein haben aber alle Lösungen, dass sie es ihnen ermöglichen, Trading Regeln zu definieren und zu testen. Erfolgreiches Traden ist nämlich damit verbunden, alles zu prüfen, bevor man es anwendet. Sie lesen in einem Buch etwas über den RSI Indikator oder über Bollinger Bänder? Gut – sehr schön. Aber ob diese Indikatoren für ihr Trading etwas taugen, werden sie nicht mit Lesen herausfinden, sondern nur, indem sie beide Indikatoren intensiv testen.
Diesen Test-Prozess, wie man das Testen aufsetzt, den kann man lernen. Wie man alles im Leben lernen kann. Spezielle Talente braucht man dafür keine, denn jeder kann Trading lernen, wenn er sich Mühe gibt. Ja sie müssen nicht mal Programmieren können, denn moderne Backtesting Programme ermöglichen das Entwickeln und Testen von Trading Regeln auch ohne Coden. Diese Backtesting Baukasten Lösungen sind sehr einfach zu bedienen, meist mit „Drag & Drop“. Nichtsdestotrotz verlangt es nach einer strukturierten Vorgehensweise, wenn man gute Trading Systeme entwickeln möchte. Denn einfach wild „herumtesten“, ohne Plan und Strategie ist wenig sinnvoll.
Wie eine solche Backtesting Oberfläche aussieht, sehen sie hier anhand eines Beispiels. Sie sehen oben die Einstiegs Regeln, also den Indikator, der für den Kauf genutzt wird (hier der RSI) und weiterhin sehen sie die Ausstiegsregeln (hier Exit nach einer Behaltedauer von 5 Bars).

Flankierend mit anderen Regeln wie der Positionsgröße und dem Trading Portfolio (die in der Software an einer anderen Stelle als der gezeigten auszuwählen sind) haben sie dann alle 4 Kernelemente einer Trading Strategie implementiert. Nun geht es darum, diese Strategie zu überprüfen. Sie also zu testen. Wie so ein Testergebnis aussieht, sehen sie in der nächsten Grafik.

Wir sehen hier eine Menge Kennzahlen und manche davon sind sehr, andere weniger wichtig. Sehr wichtig ist aber die Frage, ob diese Regeln sinnvoll sind. Ob sie also funktionieren. Die markierte Zeile APR (Annualized Pertentage Return) in der zweiten Spalte von links verrät uns das. Die jährliche Rendite in Prozent liegt bei 9,46. Ob das gut ist oder nicht spielt hier für diesen Artikel keine Rolle.
Wichtig ist für sie, dass sie sehen konnten, dass man Trading Regeln sehr einfach überprüfen kann. Mit wenigen Klicks können sie ihre Lieblingsindikatoren auf den gewünschten Finanzinstrumente anwenden. Wenn die Indikatoren funktionieren und gute Renditen abwerfen, sollten sie sie nutzen. Wenn nicht – es gibt hunderte andere Indikatoren. Probieren sie einfach etwas anderes. So lange, bis sie etwas haben, das funktioniert.
Wenn sie auf den Geschmack gekommen sind und nun mehr über das Lernen des Tradings wissen wollen, empfehlen wir ihnen, weiterzulesen. Der einleitend bereits angesprochen Folge-Beitrag über das Thema Trading lernen unseres Head of Tradings Thomas Vittner beantwortet sicher die eine oder andere Frage, die ihnen nun vermutlich auf der Zunge liegt.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg mit vernünftigem Trading!
Ihr Team von thomasvittner.com Trading.