Liebe Leser,
möchtest Du ein paar Tricks der Finanzindustrie erfahren? Dann möchte ich Dir mal erklären, wie uns oft Finanzexperten in die Irre führen.
Denn viele Anleger, die ihr Geld an der Börse anlegen, machen es oft nicht selbst. Sie lassen ihr Geld von “Experten” investieren.
Sie denken, dass diese Experten besser sind als sie selbst. Sie glauben den Versprechen.
Schließlich operierst Du ja auch nicht an deinem Knie, wenn Du einen Kreuzbandriss hast, sondern gehst zum Kniespezialisten!
Aber wie funktioniert es an der Börse?
Klar, die Experten, Crash-Propheten und Fondsmanager prallen über alle Medienkanäle immer wieder klug klingende Ratschläge raus. Aber was steckt wirklich dahinter?
In den USA, dem größten Aktienmarkt der Welt, lagen über die letzten 5 Jahre 82,38% der Fondsmanager hinter dem Marktdurchschnitt zurück (Quelle: Spiva Scorecard, June 2017).
Carhart (1997) untersuchte 1.892 US-Aktienfonds über den Zeitraum von 1961 bis 1995. Das Ergebnis: 94% aller aktiv gemanangte Fonds blieben hinter ihrer Benchmark zurück.
Fama und French (2010) nahmen sich den Zeitraum von 1984 bis 2006 vor. Hier waren es 97% der aktiv gemanagten Fonds, die ihre Benchmark nicht schlagen konnten.
Fondsmanager werden oft ausgetauscht, teilweise nach jeder Periode, wodurch eine Prognose so gut wie unmöglich zu treffen ist.
Fragst Du dich nicht, warum diese Experten noch heute ihre Ratschläge an Anleger geben, obwohl ihre Resultate nicht dafür sprechen, dass sie besser als der Markt sind? Sie sammeln schließlich riesige Summen an Anlagegelder ein.
Die meisten Menschen kennen die Statistiken nicht, sie glauben daran, dass Experten immer einen Mehrwert liefern müssen, sonst wären sie doch keine Experten oder?
Die Fondsgesellschaften benutzen Tricks, um Anleger zu überzeugen und das machen viele.
Die Fakten zeigen klar, dass die meisten Fonds unterdurchschnittlich abschneiden. Warum stößt Du aber fast nur auf Fonds, die überdurchschnittlich abschneiden?
Falscher Vergleichsindex ist einer der einfachsten Tricks
Die Fondsgesellschaften haben einen gewissen Freiraum bei der Wahl, mit welchem Index sie sich vergleichen. I
Max Otte, ein bekannter Fondsmanager, vergleicht seinen Fonds “PI Global Value Fund” auf seiner Webseite mit dem MSCI World, dem DAX 30 und dem Eurostoxx 600, obwohl er nach Value-Kriterien investiert.
Ich möchte ihm die gute Performance nicht streitig machen, jedoch hinkt der Vergleich.
Ein weltweit abdeckender Value Index wäre der bessere Vergleichsindex.
Hier nochmal grafisch die Vergleichsindizes aufgelistet von Max Otte:

Jetzt kommt der Trick dabei: Wir haben hier den DAX, des weiteren europäische Aktien ohne Dividendenzahlungen und noch den MSCI World auch ohne Dividendenzahlungen.
Der Vergleich hinkt deshalb, weil hier Äpfel mit Birnen verglichen werden. Bei Zwei von diesen drei Indizes werden die Dividenden nicht berücksichtigt, obwohl diese rund 1/3 der Performance ausmachen.
Man darf sich deshalb nicht wundern, dass der Fonds besser abschneidet. Der Fonds investiert auch nur zu einem kleinen Teil in deutsche Aktien (13,33 Prozent). Ein Vergleich mit dem DAX ist daher unsinnig.
Der Trick ist also: Nehme einen Index, der schlechter ist als Dein eigener und schon schaut es so aus, als bist Du besser. Auch wenn die Performance solide ist, trotzdem sehe ich den Vergleich skeptisch. Jeder sollte sich hier selbst seine eigene Meinung bilden.
Die schlechten Fonds werden geschlossen, während die guten weiterlaufen
Warum zeigt Dir die Fondsgesellschaft nur die hervorragend abgeschnittenen Fonds. Ganz einfach: Die schlechten werden immer rechtzeitig geschlossen.
Eine Fondsgesellschaft startet immer mit mehreren Fonds, nach einigen Jahren werden die schlechten geschlossen und die guten lassen sie weiterlaufen.
Dann werden wieder neue Fonds aufgelegt mit einer medienwirksamen toll klingenden Anlagestrategie, bis in ein paar Jahren wieder die schlechten Fonds aussortiert werden usw. Und so schaut es so aus, als gäbe es nur hervorragende Fonds.
Window Dressing: Schon einmal davon gehört?
Zum Jahreswechsel werden oftmals Unterlagen an die Fonds-Anleger herausgeschickt inklusive der Aktien, die im Fonds enthalten sind. Die Anleger wünschen sich hier natürlich, dass in seinem Fonds diejenigen Aktien enthalten sind, die auch in diesem Jahr besonders gut abgeschlossen haben. Daher kaufen Fondsmanager am Ende des Jahres dann noch die Aktien mit der besten Jahresperformance in ihren Fonds und verkaufen diejenigen mit der schlechtesten Performance.
So einfach ist das: Und schon schauen die Fondsmanager wieder gut aus. Wenn man das nicht genauer recherchiert, wird man an der Nase herum geführt. Die Fondsrendite verbessert sich damit jedoch nicht, der Anstieg ist bereits geschehen. Für den Privatanleger wirkt es aber beruhigend, denn der Fondsmanager hat anscheinend die Expertise, der er die besten Aktien in seinem Fonds hat.
Mein Tipp an Dich:
Verfalle nicht in den Irrglauben, dass die “Experten” besser sind als Du. Nimm Deine Finanzen selbst in die Hand. Viele globale ETFs schneiden besser ab als 90 Prozent aller Fonds.
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LG Medicus der Finanzen