Liebe Leser,
grundsätzlich steckt hinter der Riester-Rente eine ganz einfache Idee: Arbeitnehmer und Beamte sparen für ihre private Altersvorsorge einen bestimmten monatlichen Betrag und verpflichten sich, ihr Kapital erst im Ruhestand abzurufen. Dafür erhalten die Riester-Sparer eine Kapitalgarantie, staatliche Zulagen und etwaige Steuervorteile, vor allem Gutverdiener.
Eingeführt wurde die nach dem früherer Bundesarbeitsminister Walter Riester benannte Rente 2002, um die Absenkung des Rentenniveaus zum Teil auszugleichen.
Kommen wir zuerst zu den Fakten.
Pro Person erhält jeder, der eine Riester-Rente abschließt, eine jährliche Grundzulage von 175 Euro. Pro Kind kommen nochmals 300 Euro Kinderzulage oben drauf. Für jeden Riester Vertrag muss der jeweilige Anbieter mindestens die eingezahlten Beiträge garantieren. Des weiteren können Sparer die Riester-Rente bis zu einem Höchstsatz von 2.100 Euro jährlich in der Steuererklärung geltend machen.
Die Riester-Rente bietet einen Pfändungs- sowie einen Hinterbliebenenschutz an. Ab dem Renteneintrittsalter wird eine lebenslange Auszahlung der Riester-Rente garantiert. Bis zu 30 Prozent können als Einmalauszahlung ab Renteneintritt ausgezahlt werden.
Im Alter kommt es zur sogenannten nachgelagerten Besteuerung, was bedeutet, dass die Auszahlungen voll zu besteuern sind. Sollte der Vertrag vorzeitig gekündigt werden, müssen alle bis dahin erhaltenen staatlichen Zulagen und erhaltene Steuerbegünstigungen zurückgezahlt werden.
Grundsätzlich gibt es verschiedene Arten von Riesterverträgen: Riester-Rentenversicherungen und Riester-Fondssparpläne. Für ein Darlehen gibt auch noch die Form des Wohn-Riester.
Jetzt möchte ich Dir auf ganz einfache Art und Weise erklären, warum sich eine Riester-Rente nur selten lohnt und wer am meisten von diesen Verträgen profitiert.
Insgesamt gibt es in Deutschland rund 16,3 Mio. abgeschlossene Riester-Verträge. Die Riester-Rente ist mit hohen Kosten verbunden. Rund 25 Prozent jedes investierten Euros gehen nur an laufenden Kosten wie Abschluss-,Vertriebs- und Verwaltungskosten drauf. Viel zu viel streichen sich Banken und Versicherungskonzerne an Vertriebsprämien usw. ein.
Im Durchschnitt liegt der Ertrag nach Abzug der Kosten zum Rentenstart bei mickrigen 1,6 Prozent. Dies ist niedriger als die langfristige Inflationsrate. Der Garantiezins liegt aktuell nur noch bei 0,9 Prozent und soll aufgrund der Niedrigzinsphase weiter absinken.
Für Versicherungsunternehmen wird es immer schwieriger, überhaupt einen positiven Zinssatz zu garantieren, was die Verträge starr und unflexibel macht. Die garantierten Erträge reichen nicht annähernd aus, um die Kosten aufzufangen. Zu Rentenbeginn ist es also nur bedingt sicher, ob überhaupt die eingezahlten Beiträge inkl. Zulagen garantiert werden können – ein echter Trugschluss.
Sinnvoll ist die Riester-Rente nur noch in zwei Fällen: Wer viele Kinder hat und ein geringes Einkommen aufweist, kann noch eine gute Rendite erzielen. Außerdem evtl. Bestverdiener aufgrund der Steuerrückerstattung. Für alle anderen Fälle gilt Riester als gescheitert.
Deutschland sollte sich ein Beispiel an seinen Nachbarländern nehmen. Schweden, Norwegen, aber auch die Niederlande sind ein gutes Beispiel, wie Altersvorsorge mit geringen Kosten und einer hohen Rendite funktionieren kann. Zum norwegischen Staatsfonds habe ich bereits einen Artikel verfasst.
Die FDP bietet in ihrem Parteiprogramm für die Bundestagswahl im September 2021 beispielsweise einen Vorschlag für die Altersvorsorge nach dem schwedischen Modell, das ich sehr begrüße. Dort zahlen Arbeitnehmer zusätzlich zum Rentenbeitrag 2,5 Prozent ihres Bruttoeinkommens in einen staatlich verwalteten Vorsorgefonds ein.
Der 73 Milliarden Euro schwere “AP7-Fonds” – benannt nach der staatlichen schwedischen Finanzagentur AP7 – investiert zu mehr als 90 Prozent in Aktien.
Die Verwaltungskosten betragen nach Angaben von AP7 aktuell nur 0,11 Prozent. Komisch, in anderen Ländern funktioniert die Altersvorsorge. Die Wertentwicklung des AP7 liegt der Fonds-Ratingagentur Morningstar zufolge bezogen auf einen Zeitraum von zehn Jahren bei 15,5 Prozent pro Jahr.
Vergleich AP7 mit MSCI ACWI

Quelle: Morningstar Sweden
Die Bürgerbewegung Finanzwende hat für diesen Fonds eine Modellrechnung aufgestellt: Demnach haben schwedische Vorsorgesparer nach 30 Jahren alleine wegen der geringeren Kosten des AP7-Fonds rund 16 600 Euro mehr auf dem Konto als Deutsche mit einer durchschnittlichen Riester-Rentenversicherung.
Ich setze mich für die deutsche Aktienkultur ein und kann nur jeden dazu entmutigen sich mit seiner Geldanlage selbst zu beschäftigen. Die einfachste Art zu sparen ist, monatlichen einen fixen Beitrag in einen kostengünstigen ETF (Indexfonds) zu investieren, der die ganze Weltwirtschaft abbildet. Damit geht man kein Länderrisiko und hat auch keine Klumpenbildung im Depot.
Was wünscht Du Dir bei der Altersvorsorge? Ist es nicht endlich Zeit, das System zu verändern, bevor das System in sich zusammenbricht? Und noch eins. Nein, Olaf Scholz, die gesetzliche Rente in Deutschland ist nicht verzinst und ist auch keineswegs sicher. Mehr als 100 Mrd. Euro werden bereits jährlich zu den Beiträgen aus der gesetzlichen Rentenversicherung hinzugeschossen, ein Viertel des Bundeshaushaltes.
Viel Spaß beim Lesen
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LG Medicus der Finanzen